"Lernen muss unter die Haut gehen!"
Prof. Dr. Gerald Hüther, Neurobiologe
Wenn es um das Lehren und das Lernen geht, dann muss ich immer an meinen ersten Mathematiklehrer denken: Er war verschroben, dicklich, und so waren auch seine Brillengläser, seine Augen dagegen waren dahinter ganz klein, kurz, er war keine imposante, respekterscheischende Erscheinung. Und doch habe ich bei ihm viel-weil-gern gelernt, weil er dermassen begeistert von Mathematik gesprochen hat und wenn er wieder einmal den Lösungsweg einer Gleichung nachgezeichnet hatte und die Lösung ganz unten rechts minutiös an die Tafel gekritzelt hatte, dann dreht er sich um, seine kleinen Augen strahlten um die Wette und er rief uns begeistert zu: "Ist das nicht schön!" Und ich schaute genauer hin...
Die Neugier für die Sache wird einzig durch die Begeisterung geweckt.
Das Nein, das Wenn, das Aber muss man nicht lernen, das kann jeder. Das JA kann man üben.
Als Dozent habe ich mit Spezialbegabten Kindern (Universikum) Theater spielend geschrieben und die Grundregeln der Rhetorik erforscht; ich habe mit sogenannten Behinderten (Theater Hora) Stücke mitentwickelt und gesehen, wie reich nur schon ihre Welt ist, wenn sie etwas vermeintlich falsch machen; ich habe frischgebackenen Autoren gezeigt, wie man eigene Texte anderen vorliest und doch bei sich selbst bleibt; ich habe Gesangsstudenten die Grundelemente von Bühnenpräzens und Komödiantik erfahrbar gemacht.
Ganz gleichgültig, in welchem Bereich ich als Dozent tätig bin: ich orientiere meinen Unterricht stets an den Ressourcen der Schüler, Studenten oder Teilnehmer und versuche sie mit meiner eigenen Begeisterung dort abzuholen, wo ihr Potential ist, wo sie sich stark fühlen.
Im Theater will ich nicht nur gute Schauspieler auf der Bühne sehen, in der Oper nicht nur die tollen Sänger; ich möchte Menschen auf der Bühne sehen.